Wie die Medien beschwichtigen
**Ohne Framing: Was an Silvester wirklich los war Berlin**
von Boris Reitschuster, veröffentl. am 1. Jan. 2020 von Reitschuster.de:
Von Mitternacht bis kurz vor fünf Uhr war ich gestern durch Berlin unterwegs, um mir mit eigenen Augen anzusehen: Wird es wirklich ruhig bleiben in der Hauptstadt und werden sich die Berliner an den faktischen Hausarrest halten – denn die Corona-Verordnung erlaubt nur bei triftigem Grund das Verlassen der eigenen Wohnung. Heute früh las ich Schlagzeilen wie diese: „Ruhiger Start ins neue Jahr“ titelte die Tagesschau, „Deutschland feiert einen weitgehend ruhigen Jahreswechsel“ die Süddeutsche Zeitung („Leergefegte Städte, wenig Licht am Himmel: Die Menschen hielten sich überwiegend an die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen“), und der öffentlich-rechtliche RBB titelte: „Berlin erlebt einen ruhigen Jahreswechsel“ und schrieb dann: „Der Jahreswechsel in Berlin ist ruhig verlaufen. Böllerverbote sorgten für weniger Menschen auf den Straßen. Über der Stadt war deutlich weniger Feuerwerk zu sehen, als in den Vorjahren. Auch die Feuerwehr hatte weniger zu tun.“ All das ist formal völlig richtig. Aber doch irreführend, ja manipulativ.
[…] Das hat schon Züge von zivilem Ungehorsam, wenn Menschen in großer Zahl demonstrativ gegen staatliche Verordnungen verstoßen. Es herrschte durchaus reges Treiben auf den Straßen, Menschen feierten, teilweise in kleinen, teilweise auch in größeren Gruppen. Von Familien mit Kindern bis hin zu dem, was man neudeutsch „Partyszene“ nennt. Die journalistisch korrekten Überschriften hätten deshalb lauten müssen: „Viele Berliner ignorieren Ausgangsverbot – Party auf der Straße“.
Doch zu so einer Entlarvung, dass die Verbote der Regierung von einer großen Zahl von Bürgern ignoriert werden, fehlt den von den vielen zu Regierungs-Verlautbarungs-Organen degradierten Medien ganz offensichtlich der Mut. Man macht lieber das zur Schlagzeile, was eigentlich gar keine ist, und verschiebt das journalistisch Relevante im besten Fall ins Kleingedruckte. Der Tagesspiegel spürt offenbar das Dilemma und drückt sich schon in der Überschrift weg vor einer journalistischen Einordnung: „862 Einsätze, 43 in Böllerverbotszonen – so lief die Nacht für die Feuerwehr“. Damit kann kein Leser etwas anfangen. […]
Interessant dann auf der Rückfahrt die Szenen am Brandenburger Tor. Obwohl es schon weit nach vier Uhr war, war die Tribüne des ZDF und seiner Silvesterparty immer noch auf das hellste ausgeleuchtet (Klimaschutz Fehlanzeige). Die „Nebenzelte“, im Volksmund inzwischen Partyzelte genannt, abgeschirmt durch riesige Sichtschutz-Zäune. Damit niemand mitbekommt, was dahinter passiert. Offiziell waren die Zelte ja nur Umkleiden – auf Bildern sind aber Tische und Stühle dort zu sehen (mehr zur ZDF-Silvester-Party hier und zu den beispiellosen Absperrungen und Sicherheitsmaßnahmen im Regierungsviertel und im Bereich Brandenburger Tor/Tiergarten hier).
Lesen Sie hier bitte den vollständigen Bericht und sehen Sie sich auch die Videos dazu an:
https://reitschuster.de/post/ohne-framing-was-an-silvester-wirklich-los-war-berlin/
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