Künstle’s Sicht: Äbtissin gibt 30 Migranten Klosterasyl – einem jedoch Christen nicht
Am Wochenende sollte sie „Friedenspreis“ erhalten, nun verschoben
von Albrecht Künstle *)
„Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, ist ein christlicher Leitsatz gemäß Matthäus Kapitel 25, Vers 35. Das Gebot der Nächstenliebe galt den Brüdern im Glauben, nicht allen damaligen Menschen. Heute wird das meist auf alle denkbaren Nächsten und Übernächsten der Kontinente übertragen, nicht mehr nur auf die Menschen der Umgebung.
Klosterliebe für alle? Nicht aber für bestimmte Christen? Ich traute meinen Augen nicht, als ich solche Sätze von einer Klostervorsteherin lesen musste, die sie der Badischen Zeitung in einem Interview abgab. Z.B. einem Christen, der verfolgt wurde und über Frankreich nach Deutschland kam, gewährt die gütige Frau kein Klosterasyl. Diesen lässt sie abschieben auf das Risiko hin, dass Frankreich kein Asyl gewährt, weil er auch dort über ein sicheres Drittland eingereist ist.
Aber offene Arme für Muslime, die über Ungarn eingereist sind und dort kein Asyl beantragten. Auch hier weder Asyl noch einen anderen Aufenthaltsstatus erhalten und deshalb zurückmüssten: „2016 standen ein junger Mann aus dem Irak und eine junge deutsche Frau vor der Klostertür, die den Mann unterstützte. Er war verzweifelt, denn er sollte nach Ungarn abgeschoben werden, wo er erstmals die EU betreten hatte …“, rechtfertigte die Äbtissin die Öffnung ihres Klosters, um den Mann vor der „Abschiebung“ nach Ungarn zu bewahren. Was nicht stimmt. Keiner wird aus Deutschland abgeschoben, sondern komfortabler zurückgeführt als die Anreise war. In Ungarn fühlte er sich zwar schlecht behandelt, aber zwischen dort und hier liegt noch Österreich. Vermutlich wollte er aber wegen seiner Braut hierher oder aus dem anderen bekannten Grund. Das Ausländer- und Asylrecht ist jedoch noch kein Wunschkonzert.
Die Familie dieses Migranten war in Mossul vom IS eingekesselt, führt der muslimische Mann ins Feld. Sein Bruder sei oder wurde dort umgebracht. Was aus der Familie wurde, darüber wurde in dem Interview kein Wort verloren. Mossul war 2015/16 tatsächlich eine umkämpfte Stadt. Hauptangriffsziel der „Islamischen Staates“, waren aber eher Christen als Muslime…
„Mossul blickt auf eine 1600 Jahre alte christliche Tradition zurück. Die Stadt war bis vor kurzem Sitz mehrerer Erzbischöfe von Ostkirchen syrischer Tradition…. Die Kathedrale der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien und gleichzeitig älteste Kirche der Stadt ist die Kathedrale St. Thomas aus dem Jahre 640 … der syrisch-katholischen Kirche. Als Kathedrale der letzteren diente jedoch die syrisch-katholische al-Tahira-Kathedrale aus dem 17. Jahrhundert, die 2017 nahezu vollständig zerstört wurde, aber wiederaufgebaut werden soll. Die Chaldäisch-katholische Kirche wiederum hatte ihren Bischofssitz in der mittelalterlichen Mart-Meskinta-Kirche, bis er in den 1980er Jahren in die chaldäische al-Tahira-Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert verlegt wurde…
Nach der Eroberung Mossuls durch Kämpfer der Gruppe ISIS bzw. durch den Islamischen Staat wurden die christlichen Einwohner vor die Wahl gestellt, die Stadt entweder zu verlassen, zum Islam zu konvertieren oder hingerichtet zu werden. Die allermeisten Christen verließen Mossul daraufhin Ende Juli, sodass die christliche Tradition der Stadt vorläufig zu einem Ende gekommen war. Laut Erzbischof Louis Raphaël I. Sako lebten bei der Machtübernahme des ISIS noch 25.000 Christen in Mossul, nach Angaben der BBC waren es sogar 35.000…
Am 2. Februar 2015 sprengten Terroristen des Islamischen Staats in Mossul eine der größten und ältesten chaldäisch-katholischen Kirchen des Irak, die Kirche der Jungfrau Maria. Im April 2016 wurde die historische römisch-katholische Kirche Unserer Frau der Stunde aus dem 19. Jahrhundert zerstört. (aus Wikipeda)
Eine denkwürdige Geschichte aus Mossul präsentierte Open Doors 2017 mit diesem Bericht. Ein junger Mann hatte sich dem IS angeschlossen. Christen wurden vertrieben oder grausam ermordet. Auch dieser beteiligte sich an deren Vertreibung. Einige Tage nach dem Zwangsexodus der Christen sah er bei einem Gang durch die Stadt Männer seines Alters an vier Kreuzen hängen, bewacht von zwei IS-Kämpfern. Zehn Meter von den Kreuzen entfernt schaute er zu den blutigen Männern hoch und hörte, wie einer dieser Männer Gott bat, den IS-Kämpfern zu vergeben. Die andern sangen mit ermattender Stimme, „Zeedo el-Maseeh tasbeeh – Lobt Jesus Christus immer mehr.“
Traumatisiert verließ er den IS und konnte fliehen. Sein Weg führte nach Istanbul, wo er von einer Gruppe Menschen erneut das Lied der vier Gekreuzigten hörte – und sich daraufhin den Christen anschloss. Konvertiert kehrte er nach Mossul zurück, wie viele andere ebenfalls. Zurück in eine ehemalige Hochburg des Christentums. Denn in der Türkei gibt es Christen fast nur noch in der Umgebung Istanbul und hinter Klostermauern.
Dieser Mann kann es also nicht sein, der mit seiner Braut an der Klostertür anklopfte. Es wird auch nicht berichtet, dass er sich im Kloster, das ihm so viel Nächstenliebe schenkt, zum Christentum bekehrte. Wird im Kirchen- oder Klosterasyl überhaupt versucht, Muslime davon zu überzeugen, dass deren Glaube ein Irrweg ist, der überall in islamischen Staaten so viel Unheil anrichtet? Ich kenne außer Open Doors noch eine Organisation, die erfolgreich in der Entschärfung lebender Zeitbomben ist – der Bekehrung von Muslimen und sogar ehemaliger Islamisten.
Aber nein, unsere Kirchen und Klöster hätscheln lieber Muslime und weisen Glaubensbrüdern die Türe. Wie diese Äbtissin, die noch diesen Monat vor Gericht stehen soll. Sie musss sich wegen 30facher Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt in Deutschland verantworten. Sie tut das mit anderen Äbtissinnen und Ordensschwestern. Frauen haben einfach ein größeres Herz für Migranten. Auch außerhalb von Klostermauern sind es Frauen, meist alleinstehende, die in den ehrenamtlichen Helferkreisen die Aktivsten sind und Migranten/innen auch persönlich unter ihre Fittiche nehmen. Aber sie werden nicht mit dem Göttinger Friedenpreis ausgezeichnet wie die Äbtissin für Wochenende vorgesehen, aber verschoben. Andere Helferinnen haben für oder trotz der Hilfsbereitschaft ihr Leben verloren, wie in Freiburg geschehen.
Warum schaffen es eigentlich verfolgte Christen kaum, zu uns zu fliehen? Zum Teil hat es sich bei diesen herumgesprochen, dass die gemeinsame Unterbringung mit Muslimen äußerst konfliktträchtig und gefährlich ist. Auch ist ihnen bekannt, dass es bei uns nur bei wenigen Christen Bereitschaft gibt, andere Christen aufzunehmen. Oder sie sind doch unter den Migranten und geben sich verängstigt nicht zu erkennen.
So wird in Deutschland kaum Opfern von Krieg und Terror geholfen, Migranten aus dem Umfeld von Tätern jedoch umso eher. Genau wie den vielen Straftätern, die sich mit der Migrationswelle nach Deutschland durchgeschlagen haben. Einige Amris sind namentlich bekannt, die meisten noch nicht.
*) Informationen zum Autor siehe „Künstles Sicht„