Was erlauben Panorama?
**Ein bisschen Pranger ist doch kein Problem, Frau Reschke?**
Von Vera Lengsfeld, veröffentl. am27. Nov. 2020 von vera-lengsfeld.de:
Gestern hat die Sendung Panorama sich selbst übertroffen und ein Lehrstück in Negativ-Framing abgeliefert. Überschrieben war der Beitrag mit „Bürgerrechtler und Corona“ und ging absolut in die Vollen. Featuring Hildburghausen, Sigmar Faust, Anglika Barbe und Vera Lengsfeld. Die komplette Betrachtung der gesammelten medialen Manipulation sprengt den Rahmen dieser ersten Analyse, aber sollte und wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
In diesem ersten Text werde ich mich zunächst auf meinen Teil der Geschichte konzentrieren.
Den Grundton setzt Panorama-Chefin Anja Reschke gleich in der Anmoderation. Nach ein paar Bildern von der Spontandemonstration in Hildburghausen nach dem totalen Lockdown, deren Teilnehmer sie als geradezu unzurechnungsfähig hinstellt, leitet sie über mit der Frage, was wohl die „Helden“, die einst gegen eine Diktatur kämpften, heute bewegt. Jeder könnte doch breitbeinig seine Meinung „herausplärren“ und passieren würde: „Nichts“. Stattdessen hat Anja Reschke auch gleich eine Erklärung: Bürgerrechtler würden wahrscheinlich angetrieben von „Langeweile und Geltungssucht“.
Schauen wir uns als Beleg an, was mit mir in der Sendung gemacht wurde – ein Lehrstück des Wehling-Framings im Geiste des Claas Relotius: Wenn nur die Klischees bedient werden, glaubt der Haltungsjournalismus, gute Arbeit geleistet zu haben. Von sinkender Glaubwürdigkeit lässt er sich nicht beirren.
Ausführendes Organ bei dem Panorama-Machwerk war Gabor Halasz, der mich vor Wochen kontaktiert hatte um mich zu überreden, in einem Stück über die Bürgerrechtler mitzumachen. Immerhin sind wir noch im 30. Jahr der Deutschen Einheit.
Halasz hat mir gegenüber glaubwürdig suggeriert, dass er mich fair behandeln würde. Durchaus geschickt, denn er hat mir ein Stück von sich geschickt, dass er über Bürgerrechtler für die Tagesthemen produziert hat. Das war tatsächlich fair. Ich habe ihm geglaubt, dass er für seine Panorama-Produktion ähnlich fair vorgehen würde. Welch ein Irrtum. Was ich wohl unterschätzt hatte, ist, dass deutsche Journalisten natürlich das liefern, was der jeweilige Auftraggeber will und da ist Panorama natürlich etwas anderes als Tagesthemen. …
Was in der Sendung als meine angebliche Antwort erscheint, ist aus Schnipseln späterer Sätze, in dem ich Halasz sagte, dass sein Insistieren peinlich sei, zusammengeschnitten. Ich brach dann das Interview ab, da ich – leider zu spät – merkte, dass ich in eine Falle gelaufen war. Der Satz „Nein, das gefällt mir nicht, Ich soll wieder vorgeführt werden“ beschreibt die Situation auf den Punkt. Die Dramaturgie dieses „Interviews“ kann man auch im Zusammenschnitt noch gut erkennen. Traurig, peinlich für einen, der sich als Qualitätsjournalisten sieht.
Natürlich wollte ich nicht, dass dieses „Interview“ gesendet wird. Auf meine ausdrückliche Bitte, das Material nicht zu verwenden, antwortet wieder das falsche Gesicht des Gabor Halasz. Er beteuert: „Es war nicht mein Ziel Sie vorzuführen. Das ist nicht meine Art von Journalismus“.
Wie wahr diese Beteuerung ist, davon kann sich jeder Zuschauer der Sendung selbst ein Bild machen. Panorama liefert den Frame und die “Beweise”, auf Teufel komm raus.
Und wäre nicht alles schon traurig und ärgerlich genug, kommt jetzt die Krönung. Panorama setzt die von mir erhaschten Bilder in einen ganz großen Zusammenhang: „Bürgerrechtler und Corona“. Selbstverständlich war davon zu keiner Sekunde die Rede, Frau Reschke, Herr Halasz, aber wir leben ja in einem freien Land, was für bürgerfinanzierte öffentlich-rechtliche Medienleute offenbar heißt, dass sie arroganterweise glauben, alles machen dürfen, wenn es nur gegen die Richtigen geht.
Irgendwie musste jetzt noch was mit Corona und Lengsfeld her, dass „Interview“ hatte ja nichts Brauchbares geliefert. Aber kein Problem, man muss nur Dinge schön aus dem Kontext reißen, …
Lesen Sie hier bitte den vollständigen Beitrag:
Ein bisschen Pranger ist doch kein Problem, Frau Reschke? – Vera Lengsfeld (vera-lengsfeld.de)
—————