Wie mit Zahlenzauber Corona-Angst geschürt wird
**Umfrage zeigt: Wahrnehmung der Gefahr massiv verzerrt**
von Boris Reitschuster, veröffentl. am 15.09.2020 von Reitschuster.de:
Auf das Kleingedruckte kommt es an. Das lernte man früher für Vertragsabschlüsse. Inzwischen muss es auch für die Medien gelten. Wer in der Nacht auf Dienstag auf die Seite von Focus Online ging, fand dort weit oben in dicken Lettern folgende Überschrift:
“News zur Pandemie: Mehr als 1200 Neuinfektionen in Deutschland –
WHO warnt bereits vor nächster Pandemie”.
Aus purer Neugierde tat ich das, was die wenigsten machen: Ich ging auf die Seite des Robert-Koch-Instituts und öffnete dort den “Täglichen Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019“. Und ich traute meinen Augen kaum. Denn die 1200 “Neuinfektionen” sind dort nicht zu finden. Wobei schon der Begriff irreführend ist. Richtig wäre “positiv Getestete”. Auf dem offiziellen Papier prangt nicht die Zahl 1200 wie bei Focus Online, sondern “+ 927*”. Der Stern steht, wie darunter erklärt wird, für die Änderung gegenüber dem Vortag.
Die Focus-Online-Überschrift vermittelt Alarmstimmung. Der Kommentar im RKI-Bericht ganz oben auf Seite eins tut das Gegenteil:
“Zusammenfassung der aktuellen Lage: Nach einem starken Anstieg zwischen der 29. und 34. Kalenderwoche hat sich die COVID-19- Inzidenz der letzten 7 Tage ab der 35. Kalenderwoche tendenziell stabilisiert. Auch wenn die täglich gemeldeten Fallzahlen aktuell nicht stark zunehmen, muss die Lage weiterhin sorgfältig beobachtet werden.”
Die journalistisch saubere Nachricht wäre also: “Tendenzielle Stabilisierung an der Corona-Front”. Und weiter könnte man etwa aus dem Bericht des RKI übernehmen: Nur ein neuer Todesfall gestern.
Stattdessen Zahlenzauber. …
Diese Analyse ließe sich auf viele andere Beiträge in unseren Medien übertragen. Im vorliegenden Fall sticht nur die Ungenauigkeit und Tendenziösität so ins Auge, dass ich mich noch mitten in der Nacht hingesetzt und alle anderen Themen habe liegen lassen, um sie zu auseinander zu dividieren. Und nur der Vollständigkeit halber verweise ich darauf, dass der Berliner Chef der Burda Magazine, zu denen Focus gehört, Daniel Funke ist. Der Mann von Gesundheitsminister Jens Spahn. Bei dem man nicht ausschließen kann, dass er ein Interesse daran hat, dass sein harter Kurs nicht als Fehlalarm wahrgenommen wird.
Lesen Sie hier bitte den vollständigen Beitrag:
https://www.reitschuster.de/post/wie-mit-zahlenzauber-corona-angst-geschuert-wird/
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