Die andere Sicht

Künstle’s Sicht: Thailand – Lichtblick in Fernost mit Schattenseiten, Teil 3

 

– Eindrücke nach vier Wochen Aufenthalt anlässlich einer Hochzeit 
– Die Entwicklung des Landes erfolgt entlang der Schnellstraßen 
– Die nachgeahmte Coronapolitik hinterlässt verheerende Spuren 


von Albrecht Künstle
*)

 

Wo sich Thailand fortentwickelt, ist entlang der Schnellstraßen. So wie sich die Menschen und die Zivilisation ursprünglich entlang der Flüsse entwickelten, geschieht dies jetzt beiderseits der großen und kleinen Straßen. Es gibt anscheinend keine ausgeprägten Industriegebiete und Handelsplätze, sondern Industrie- und Handwerkerbetriebe, Verkaufsstände, Essensbuden und „Restaurants“ entstehen verstärkt um Tankstellen und Raststätten herum. Die Produktion, Werkstätten und der Verkauf des täglichen Bedarfs erfolgen nicht in ausgewiesenen Zentren, sondern der Markt bzw. die Menschen entscheidet über die Ansiedlung von allem. Das funktioniert dort recht gut.

Diese Erfahrung steht anscheinend auch Pate für die „Neue Seidenstraße“ der Chinesen nach Europa. Was in Fernost Usus ist, dürfte ebenfalls die Devise für die Strategie und somit den Wirtschaftserfolg Chinas und Mittelasien bis Osteuropa sein. Bis Europa ausgeschlafen hat, werden sich Chinas Strategen auf ihren Erfolgen ausruhen. Im Gefolge deren Investitionen werden sich lokale Akteure entwickeln können und auch das, was in unserem Verhältnis mit Russland erfolgreich war: Verständigung durch Kooperation – der wir sogar die deutsche Einheit zu verdanken haben. Immerhin können vom komparativen Vorteil der Wirtschaftsbeziehungen alle Beteiligten profitieren. In Asien entsteht so ein neuer Wirtschaftsfaktor, zu dem auch Thailand gehört.

Die Autoproduktion geschieht jedoch nicht am Straßenrand. Toyota ist der Marktführer in Thailand, das zur Hälfte Pick-Ups fährt; Gebrauchs- und Nutzfahrzeuge, die sich in Deutschland nur wenige leisten. Neben den vielen Tempeln gönnt man sich noch mehr große Karossen, die Privattempel der Thais auf Rädern. Die Automobile sind gepflegt und glänzen fast wie die vergoldeten Immobilien der Mönche. Der Kraftstoff kostet zwar umgerechnet nur ein Euro, aber gemessen an den Einkünften der Besitzer belasten die Spritfresser spürbar die Haushaltskassen. Aber „man gönnt sich ja sonst nichts“. Gespart wird an den oft sehr dürftigen Häusern – aber mit kunstvollen und verchromten Hoftoren und Zäunen. Dahinter stehen oft 50.000-Euro-Karossen selbst in abgelegenen Dörfern. Gäbe es in Thailand Grüne die solchen Autos abschaffen wollen, stünde bei aller Friedfertigkeit dem Land des Lächelns eine Revolte ins Haus.

Doch die Nachahmung der Coronapolitik des Westens und Chinas warf das Land gewaltig zurück. Wo vor drei Jahren noch das Leben pulsierte und nahezu alle Gewerbetreibenden über die Runden kamen, herrscht heute in vielen Bereichen Tristesse. Die Hälfte der Läden hat immer noch geschlossen und wird sich vielleicht nicht wieder erholen. Viele verdingen sich in China, Südkorea, Taiwan. Auch in arabischen Staaten, die lieber arbeiten lassen als es selbst zu tun. Die Familien der Arbeitsmigranten leben viele Monate getrennt, und wer kann es verübeln, wenn einige Frauen aus dem Haushalt mit allem möglichen „hinzuverdienen“, auch mit käuflicher Liebe. Die Coronapolitik verschärfte solche Auswüchse.

Was uns überraschte: Auch in Thailand gibt es Narren – womit ich mit dem „auch“ einmal nicht unsere Regierung meine. Wir besuchten sogar ein Narrenmuseum. Die kunstvollen Masken wurden aus dem dürren, harten Ansatz von Palmblättern und anderem Material geschnitzt. Sie waren nicht weniger furchterregend als unsere im süddeutschen Raum. Was aber noch mehr überraschte: In Thailand werden Masken noch immer ganzjährig getragen – OP- und FFP-2-Masken. Die geschürte Coronaangst lässt immer noch grüßen.

Für Touristen sind Masken nicht mehr vorgeschrieben, aber alle, die arbeiten, tragen sie. Nicht nur in den wenigen Bereichen, wo es wegen Staub und anderem sinnvoll ist, sondern überall, sogar bei schwerer Arbeit z.B. im Straßenbau bei hohen Temperaturen. Kein Wunder, dass die Lebenserwartung nicht hoch ist. Und solche Schikanen bei einem König Rama X., der weltweit reichste König, dessen Tochter seit Monaten im Koma liegt. Vermutlich wegen der Pfizer-Spritzen, die man sich auch am Königshof „gönnte“. Man darf gespannt sein, wann die lebenserhaltenden Geräte abgeschaltet werden und die (Pfizer)Bombe platzen wird. Nach dem Tod eines Mitglieds der Königsfamilie ruht das öffentliche Leben in Thailand für ein ganzes Jahr. Man munkelt deshalb, dass die Apparate kurz vor den anstehenden Wahlen abgestellt werden, und der König dann die bestehende Regierung weitermachen lässt.

Der Tag des tanzenden Elefanten ist zwar nächste Woche am 13. März, aber anscheinend erwischten wir einen „Trainingstag“. In einem ansehnlichen Aufzug, der an eine Straßenfasnacht erinnerte, zogen erst bunte Fußgruppen mit viel Radau vorbei, bis dann neun festlich geschmückte Elefanten zeigten, was sie können: Hoch zu Ross bzw. zu Elefant saß jeweils ein Prinzenpaar, und vorn auf dem Kopf der „Fahrer“ mit seinem Lenkrad, einer spitzen Harke. Die Zuschauer am Straßenrand strecken den Dickhäuern Bananen zu und – Geldscheine! Das Obst wanderte in die Mäuler, die Geldscheine wurden mit dem Rüssel gekonnt nach oben gereicht zu den Herrschaften, obwohl diese nicht hilfsbedürftig aussahen. Ob die Elefanten das Geldsammeln von Mönchen gelernt haben?

Ein Ausflug nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos, stand ebenfalls auf dem Programm der Gastgeber. Aber das muss man sich wirklich nicht antun. Die Fahrt zur Grenze verlief ohne Besonderheiten. Doch dann die Überraschung: Mit unserem Kleinbus durften wir nicht über die Grenze. Der Transit über den Grenzfluss Mekong erfolge mit einem extra Transfer. Unser Fahrer durfte mit seinem Kleinbus nicht nach Laos rein. Auf der anderen Seite dann die Grenzkontrolle, verbunden mit einem relativ hohen „Eintrittsgeld“ für das Tagesvisa. Dann der Umstieg in einen laotischen Kleinbus, dessen Fahrer anscheinend mit seinem Leben abgeschlossen hatte, so riskant fuhr er.

Als erstes stach mir dort die rote Fahne mit Hammer und Sichel ins Auge, die der leninistischen Einheitspartei Laos. Dann die Stadtrundfahrt mit dem laotischen Kleinbus. Warum dieser Wechsel? Ich vermute, dass thailändische Fahrer, den Linksverkehr gewohnt, im laotischen Rechtsverkehr Unfälle verursacht haben. Was bleibt von dem Abstecher nach Laos? Die Tempel sehen ähnlich aus, sind aber oft „außer Betrieb“. Und dass die Preise noch niedriger als in Thailand sind, ist den Hindernislauf an der Grenze nicht wert. Was man auch wissen sollte: So ein Ausflug nach Laos kostet auch noch die Verkürzung der möglichen Aufenthaltsdauer in Thailand.

Wovon lebt die Gastgeberfamilie des frisch Verheirateten? Wie in Dörfern und kleinen Städten in Thailand üblich, leben die Familien nicht nur von einer einzigen Arbeit. Die Gastfamilie besitzt Felder, auf denen Reis, Süßkartoffeln, Zuckerrohr angepflanzt werden und auf denen auch Gummibäume stehen. Ein Hühnerhof weit draußen im Feld ermöglicht auch den Verkauf von Eiern. Doch das reicht anscheinend nicht für den Lebensunterhalt der großen Familie. Deshalb werden nicht nur in den drei Monaten Regenzeit, sondern das ganze Jahr über schmucke Flechtkörbe aus Bambusstreifen gefertigt und verkauft. So ein Produkt benötigt einen Tag Arbeit und bringt umgerechnet ganze drei Euro ein. Lukrativer ist folgende Fleischproduktion:

Nicht nur in Südchina wird alles vertilgt, was vier Beine hat, außer Stühlen und Tischen. So züchtet der Hausherr Speisemäuse. Sie sind größer als unsere Hausmäuse, damit man sich nicht hungrig isst. Zu jeweils etwa zehn Stück werden sie im konkreten Fall in 21 „Ställen“ gehalten, das Geschäft scheint also zu florieren. Eines Morgens bekam ich den Verkauf von 3 kg mit, es waren sechs Exemplare, die sich der Käufer aussuchen durfte. Ein kurzer Zug am Schwanz und Kopf, und sie hauchten ihr trostloses Leben aus.

Die Familie der frisch Verheirateten spezialisierte sich neben der obligatorischen Landwirtschaft auf die Produktion von Krebsen und Kampfhähnen. Ihr Bräutigam investierte dort zusätzlich in Wasserbüffel mit „Stammbaum“ – ein Nischenmarkt. Ihnen gehört der Rekordhalter von Thailand. Ein lohnender Geschäftszweig, aber ein Spekulationsobjekt. Interessant ist, dass das alles auf königlichem Land geschieht, weil sie selbst keines besitzen. Angeblich erhalten Thais ohne eigenen Landbesitz welches aus königlichem Besitz zur Bewirtschaftung. Dafür hängt man das Konterfei der königlichen Familie gerne am Haus auf.

Auf unserem Heimflug fehlte die frisch verheiratete 29jährige Frau. Sie darf ihrem deutsch-thailändischen Mann, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, nach dem Willen unseres sonderbaren Staates erst folgen, wenn sie ausreichende Deutschkenntnisse nachweisen kann. Ihr Ehemann ist Mechatroniker, sogar sein Chef flog ebenfalls zu seiner Hochzeit nach Thailand. Er besitzt ein Haus und betreibt auch eine Massagepraxis mit zwei Teilzeitkräften. Er zahlt Steuern und lebt nicht auf Staatskosten. Dasselbe wird für seine Frau gelten, wenn sie einreisen darf. Trotzdem wird ihm das verfassungsmäßige Grundrecht auf Familie und das Recht auf Familienzusammenführung vorenthalten. Es gilt anscheinend nicht für Menschen aus Fernost, das über ein großes Potenzial arbeitswilliger Menschen verfügt.

Skandalös, dass der gleiche deutsche Staat Familien aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Afrika, die außer „Asül“ kein Wort Deutsch können, die Familienzusammenführung in Deutschland erlaubt, sobald ein einziges Familienmitglied einen Aufenthaltsstatus erworben hat. Wie lässt sich eine solch willkürliche Ungleichbehandlung erklären oder rechtfertigen? Gibt es bei uns Menschen erster und zweiter Klasse? Sitzen die wahren Rassisten im Berliner Reichstag? Man wird doch wohl noch fragen dürfen.

9. März, Nachtrag zum Smog über den Großstädten Thailands. Heute Morgen wurde vom Deutschlandfunk verbreitet, wegen des Smogs über Bangkok und Chiang Mai im Norden sind 200.000 mit Atembeschwerden in ärztlicher Behandlung. Schuld seien die Landwirte, die vor der Regenzeit trockene Vegetation der Felder abbrennen. Das ist Quatsch, Landwirte sollen in den Städten Felder abbrennen? Außerdem liegt Chiang Mai in einem Kessel mit wenig Luftaustausch. Bei den Inlandsflügen gab es über dem Land Bodensicht, nur über den Städten war Smog bis schätzungsweise 500 Meter Höhe. Dieser ist dem dichten Verkehr geschuldet, der noch mehr Emissionen verursachen würde, wenn nicht auch viel Motorroller gefahren würde. Auch stromproduzierende Öl, Gas- und Kohlekraftwerke für die hunderte Millionen Klimaanlagen sind Smog-Verursacher. Thailand verfügt über kein einziges AKW. Abhilfe schaffen sollen 15 „Hydro-Solar-Farmen“ bis 2037. Aber wer wird diese „schaffen“?

Fazit zu diesem Thema: Traue keinen Nachrichten des DLF und anderer Öffentlich-rechtlichen Medien mehr. Doch nicht verzagen, sondern andere fragen!


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