– Unser Land stirbt auch ohne zwei Kinder pro Frau nicht aus
– Einmal sind zu wenige, dann zu viele Baby(boomer) ein Problem?
– Erwerbsquote der Arbeitsfähigen
von Albrecht Künstle *)
Medien bejubelten die „Neujahrsbotschaft“ des Statistischen Bundesamtes: „Erwerbstätigkeit im November 2022 erneut auf Höchststand“. Die Badische Zeitung legt noch eins drauf und titelt: „Rekordzahl durch Zuwanderer“. Und im Kommentar wird nach Zugaben gerufen: „Es reicht noch nicht!“ Doch, es reicht schon lange! Es ist nicht zu fassen, was die schreibende Zunft vom Stapel lässt. Dabei bräuchten die hochbezahlten Schreiberlinge nur weiteres Zahlenmaterial heranzuziehen. Der Beobachtungszeitraum von Destatis geht aktuell ins Jahr Januar 2018 zurück. Zu jenem Zeitpunkt betrug die Bevölkerung noch 82,8 Mio., jetzt aber schon 84,1 Millionen.
Von diesen 1,3 Mio. mehr Menschen arbeiten nun insgesamt 45,56 Mio. statt wie damals 44,9 Mio. (Quelle), also 0,66 Mio. mehr, was jedoch nur der Hälfte des Bevölkerungszuwachses entspricht. Dabei werden alle mitgezählt, auch geringfügig Beschäftigte und sogenannte Ein-Euro-Jobber. Gleichzeitig sind die Arbeitszeiten der regulär Beschäftigten um 0,3 Prozent gesunken.
Fazit 1: Die Erwerbszahlen stiegen zwar, doch die Erwerbsquote der Arbeitsfähigen (15-65 Jahre) stagniert.
Der Zuwachs an Beschäftigung beschränkt sich im Wesentlichen auf den Dienstleistungsbereich, auf den 93 Prozent entfielen. Zusammenfassend: Die Zuwanderer müssen versorgt werden, der Arbeitsmarkt wurde zu einem Perpetuum mobile, die Zuwanderung schuf zusätzlichen Arbeitskräftemangel, ohne diesen auch nur im Ansatz zu lösen. Und wie geht es weiter? Dazu bedarf es einer demographischen Betrachtung.
Als ich diese Ausarbeitung begann, war das Ergebnis noch offen. Auslöser war der Erfindungsreichtum der herrschenden Kreise in den letzten Jahren, immer noch mehr Menschen ins Land zu holen. Flüchtlingsströme wurden nach Deutschland umgeleitet, nicht nur weil wir am meisten Geld, sondern angeblich auch den größten Arbeitskräftemangel in Europa hätten. Zu Beginn der Corona-Epidemie hieß es dann, wir bräuchten Migration, um die Corona-Toten zu kompensieren. Dann wurde behauptet, wir bräuchten jedes Jahr weitere 400 000 Ausländer. Jetzt wird gerade gehandelt, die bösen „Babyboomer“ gingen in Rente und würden eine Lücke hinterlassen. Während heute zu wenige Kinder beklagt werden, sollen die vielen Kinder vor Jahrzehnten schlecht gewesen sein? Wie hätten sie‘s denn gerne? Aber manche brauchen gar keine Gründe, Migration sei per se gut. Und Ex-Bundestagspräsident Schäuble meinte einmal, frische Gene aus dem Ausland würden bei uns Inzucht vermeiden.
Zur These „Geburtendefizit“: Trifft es zu, dass weniger als 2,1 Kinder je Frau eine Bevölkerung aussterben lassen? Destatis mit Stand 18.05.22:
„Damit die Bevölkerungszahl eines Landes ohne Zuwanderung auf konstantem Niveau bleibt, muss in hoch entwickelten Ländern jede Frau durchschnittlich 2,1 Kinder bekommen. Liegt die zusammengefasste Geburtenziffer darunter, wird jede folgende Generation – und damit auch die Zahl der potenziellen Mütter – kleiner als die vorherige.“
So etwas kann nur in die Welt setzen, wer die Lebenserwartung einer Bevölkerung ausblendet. Theoretisch bliebe eine Bevölkerungszahl bei zwei Kindern je Frau konstant, wenn die durchschnittliche Lebenserwartung dem Doppelten des durchschnittlichen Geburtenalters entspricht – und es keine Kinder- oder Frühsterblichkeit gäbe. Brächte jede Frau im Alter von 29 und 31 je ein Kind zur Welt und würden die Eltern dann zwischen 58 und 62 Jahren sterben, verlassen zwei Erdenmenschen das Land, während zwei geboren werden.
Eine Bevölkerung nimmt bei gleicher Kinderzahl aber zu, wenn die Lebenserwartung höher ist als zwei Generationen. So liegt die Lebenserwartung (ab Geburt) in Deutschland bei 78,5 Jahren (Jungen) und 83,4 Jahre (Mädchen). Teilt man die geschlechtsneutrale Lebenserwartung von rund 81 Jahre durch das durchschnittliche Gebäralter von 31,8 Jahren macht das 2,55 Generationen aus, nicht nur zwei! Das bedeutet, werden zwei Kinder geboren, leben deren Urgroßeltern noch und gehören auch weiterhin zur Bevölkerung.
Eine Bevölkerungszahl kann trotzdem sinken, wenn nicht alle Frauen und/oder diese weniger Kinder bekommen, und wenn das Geburtendefizit nicht durch Mütter mit mehr Kindern ausgeglichen wird. Die Geburtenrate beträgt aktuell 1,58 Kinder je Frau. Das ist das Mittel aus gar keinen Kindern und z.B. vier von zugewanderten Müttern, die Ihre Kinder überdies viele Jahre früher bekommen. Deshalb steigt die Kinderzahl wieder, während das Gebäralter sinkt. Der Mangel an Kita- und Schulplätzen bestätigt diese Entwicklung.
Teilt man die idealen zwei Kinder je Frau durch die Generationen-Kennzahl 2,55, multipliziert mit 2, ergibt sich die ausreichende Kinderzahl für den Bevölkerungserhalt von durchschnittlich 1,57 je Frau.
Fazit 2: Bei derzeit 1,58 Geburten stirbt die Bevölkerung auch ohne jährlich 400 000 weitere Ausländer nicht aus
In Kürze erscheint Teil 2, wo ich die angeblich nicht mehr zu lösende Rentnerschwemme vor dem Hintergrund meiner Bevölkerungsanalyse und -entwicklung untersuche.
*) Informationen zum Autor siehe HIER
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