Künstle’s Sicht: Corona-Taliban schießen sich auf Teil-Lockdown ein
– Virologen sind sich uneinig, dann müssen eben Zahlen sprechen!
– 29.8.20 keiner geimpft 9,7 Fälle/100 000. Jetzt 60% geimpft, 75 Fälle
von Albrecht Künstle *)
Letzte Woche bin ich erschrocken. Von der anderen Seite der Straße wollte jemand etwas von mir wissen. Zur besseren Verständigung wollte ich rübergehen. Sie wich aber zurück mit der Bemerkung, „Gell, Dü bisch nit g‘impft“ (Du bist nicht geimpft). Wohlgemerkt, diese Person ist geimpft und hat trotzdem Angst vor mir. Glaubt sie denn nicht an die Wirkung der Impfung und die Versprechungen der Regierenden? Der Vorgang veranlasst mich, über solche und andere Kuriositäten der Corona-Hype zu recherchieren.
Warum steigen die 7-Tage Inzidenzen wieder, obwohl über 60 Prozent geimpft sind? Merkel hatte doch versprochen, dass wir mit 70 Prozent Geimpften eine „Herdenimmunität“ hätten. Auf der Suche nach der Erklärung, ob das mit der Anzahl der PCR-Teste zusammenhängt, stieß ich auf ein seltsames Phänomen. In der Woche 16 wurden mit 1 427 668 Testen am häufigsten in den Hälsen und Nasen der Bevölkerung herumgestochert. Die Positiv-Trefferquote betrug immerhin 12,4 Prozent. In der Woche 26 sank die Quote auf nur noch 0,8 Prozent (5 890 Treffer von 726 832 PCR-Testen).
So konnte die geringe Ausbeute der PCR-Teste wohl nicht weitergehen. Zwar sanken die Teste pro Woche bis zur Woche 32 auf noch 562 458. Doch im Gegensatz zu den abnehmenden zehn Wochen zuvor stieg die PCR-Positivquote nun wieder auf über 6 Prozent. Wie kann das sein, die Impfquote hat sich doch weiter erhöht. Ist die Delta-Variante wirklich gefährlicher als alles Dagewesene? Nein, es gibt eine andere Erklärung:
Die PCR-Teste sind nicht standardisiert, die Labore arbeiten mit unterschiedlichen Verfahren und Zyklen und rechnen diese in den so genannten ct-Wert um (Anzahl der Zyklen, siehe unten). Die Gesundheitsämter machen keine Vorgaben und interessieren sich auch nicht, mit welchen ct-Werten die Diagnose „positiv“ erzielt wurden. Weil die Test-Aufträge durch die Gesundheitsämter an die Labore um 60 Prozent zurückgingen, haben diese nun alle Zeit der Welt, die Proben mehr als 25-30mal zu vervielfältigen, was allgemein und bei der WHO als Obergrenze gilt für einen Hinweis auf eine mögliche Covid-19-Infizierung. Und bei 40 oder mehr Zyklen ist so gut wie jede Probe positiv, auch wenn dieses Ergebnis dann kein realer Hinweis auf eine Infektion sein kann. Oder beauftragen die Gesundheitsämter nur noch jene Labore, die durch hohe Trefferquoten glänzen?
Liegt der Anstieg an der Gefährlichkeit der Delta-Variante? Dann müsste deren Anstieg der Positiv-Fälle stärker ausgeprägt sein als bei den Vorgänger-Varianten. Aber das Gegenteil ist der Fall. Bei der „ersten Welle“ Anfang März 2020 stiegen die Fälle innerhalb von zwei Woche um das 17fache. Bei der „zweiten Welle“ Anfang Oktober 2020 um das 3fache. Die „dritte Welle“ Anfang März 2021 schlug mit dem 1,6fachen in zwei Wochen zu Buche. Die „vierte Welle“ wurde Anfang August ausgerufen. In den ersten zwei Wochen betrug der Anstieg das 1,8fache. Diese Zahlen sind ein Indiz, dass die Delta-Variante nicht ansteckender ist als die ABC-Varianten.
Der Inzidenz-Zahlenzauber wurde immer unglaubwürdiger, deshalb wollen Politiker nun andere Parameter heranziehen. Die Belegung der Intensivstationen dürfte aber ein Fehlgriff sein, denn diese würde erst spät bemerkt. Wie wäre es mit der Zahl der „aktiven Covid-19-Fälle“ gemäß den täglichen RKI-Meldungen (rechts oben)? Am 28. August waren das 113 700 aktive Fälle. Gemessen an der Einwohnerzahl sind das 1,36 Promille. Die Hälfte der Fälle basiert auf zu hohen ct-Werten und sind unbrauchbar. Deshalb gelten aktuell 0,68 Promille der Bevölkerung als potenziell von Corona betroffen. Wenn das ein Promille wäre, sähe ich eine Größe, bei der man unruhig werden könnte. Darunter ist alles Panikmache. Ein Promille bedeutet in einer 10 000-EW-Stadt, dass zehn Einwohner etwas mit Corona zu tun haben. Und diese wissen es und laufen nicht frei herum.
Wer gefährdet eigentlich wen? Den Medien ist es gelungen, die Nichtgeimpften als Bedrohung für die Geimpften zu brandmarken, sie gelten als die Buhmänner der Nation. Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass die Geimpften ebenso Virenträger sein können wie ungeimpfte Menschen, nur dass sie weniger erkranken. Wenn die Geimpften von der Wirksamkeit der Verspritzungen überzeugt sind (die Vakzine werden im Jargon „verspritzt“, nicht verabreicht), was soll ihnen dann noch passieren? Haben sie so wenig Vertrauen in ihren Impfstoff?
Faktisch geht die Gefährdung von allen aus, die Ungeimpfte anstecken können. Das sind einmal die Ungeimpften unter sich, aber auch die vermeintlich „Sauberen“ (im medizinischen Sinn symptomlos) können die ungeimpften „Impfverweigerer“ anstecken!
Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko überhaupt? Es lässt sich mit dem Risiko-Kalkulator des Max-Planck-Instituts berechnen. Beispiel Supermarkt: Angenommen 30 Kunden ohne (!) Maske bei 450 m² Verkaufsfläche und einer halbe Stunde Aufenthalt. Eine Stunde zuvor wäre eine hochinfektiöse Corona-Kranke beim Einkaufen gewesen, statt sich daheim auszukurieren.
Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie beim Wocheneinkauf ohne Maske angesteckt werden, liegt bei 0,01 Prozent. Sie müssten also zwei Jahre lang einkaufen gehen, um mit einem Prozent Wahrscheinlichkeit angesteckt zu werden, bzw. 200 Jahre lang, um höchstwahrscheinlich angesteckt zu werden. Tragen Sie eine Maske, können Sie noch ein paar Jährchen länger einkaufen, ehe es Sie erwischt.
Was lehrt uns das alles: Fürchtet euch nicht mehr als nötig. Und „wenn alle geimpft sind“ – haben alle einen Stich! Man hat den Eindruck, dass die Politiker bereits alle geimpft sind 😊.
Anhang:
RKI zu Testauswertungen, Auszug zur Varianz von Ct-Werten
„Als proxy für einen Schwellenwert der Virus-RNA-Last haben mehrere Arbeitsgruppen auch Ct-“cut-off” Werte im jeweils verwendeten Testsystem abgeleitet, die meist zwischen 31 und 34 liegen (Arons et al., 2020; La Scola et al., 2020; National Centre for Infectious Diseases and Chapter of Infectious Disease Physicians / Academy of Medicine in Singapore, 2020). Allerdings konnten Singanayagam et al. auch noch in 8% der Proben mit einem Ct-Wert >35 replikationsfähiges Virus nachweisen (Singanayagam et al., 2020). Dies verdeutlicht, welch große Varianz sich bei Verwendung des Ct-Wertes aus den verschiedenen Testsystemen ergibt. Nach (Rhoads et al., 2020) zeigen zum Beispiel Auswertungen aus Ringversuchen (QCMD), dass der Ct-Wert bei gleicher Viruslast von Labor zu Labor unterschiedlich ausfallen kann (Matheeussen et al., 2020). Besser ist daher die Umrechnung von Ct-/Cq-Werten in Virus-RNA-Lasten (RNA-Kopien pro Probenvolumen) durch Kalibration mit Hilfe einer standardisierten Virus-RNA-Präparation. Daher sind mittlerweile quantitative Referenzproben verfügbar, welche die Vergleichbarkeit der verschiedenen RT-PCR-Testsysteme ermöglichen.
Informationen zur Testdurchführung und Anwendung der quantitativen Referenzproben einschließlich Daten zu ihrer Charakterisierung in verschiedenen Laboren sind im von INSTAND herausgegebenen Begleitheft verfügbar.“
Auszug aus dem letzten Link: „Es ist festzustellen, dass die Streuung der Ct-Werte unterschiedlicher Teste mit Spezifität für verschiedene Genregionen in den verschiedenen Laboratorien keine generelle Zuordnung eines definierten Ct-Wertes zur Viruskonzentration der quantitativen Bezugsproben BP 1 und BP 2 erlaubt.“
Schlussbemerkung des Autors: Damit wird die Vermutung bestätigt, dass die Labore Narrenfreiheit haben hinsichtlich der vorgenommenen Zyklen der eingereichten Proben und diese Freiheit auch nutzen. Deshalb sind zu viele PCR-Teste das Papier nicht wert auf dem sie den Auftraggebern mitgeteilt werden.
*) Informationen zum Autor siehe „Künstles Sicht„
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