Die andere Sicht

Wie die Tagesschau mit Übersterblichkeit trickst

**Feine Mogelpackung bei der ARD**

von Boris Reitschuster, veröffentl. am 29. Jan. 2021 von Reitschuster.de: 

„Keine deutliche Übersterblichkeit in Deutschland“ – so titelt heute knapp, klar und korrekt der „Spiegel“. Zuschauer der Tagesschau in der ARD kommen indes wohl genau zum gegenteiligen Schluss. Die Botschaft in der 20-Uhr-Sendung ist eindeutig: „Zahl der Sterbefälle 2020 gestiegen“, prangt in großen Lettern schon bei der Anmoderation im Bild. Das hat in etwa den Neuigkeitswert wie „Sommer wärmer als Winter“ – weil wegen des steigenden Alters der Bevölkerung ein leichtes Ansteigen der Sterbefälle die statistische Norm ist. Im gesprochenen Text ist gar von einem Anstieg um „fast ein Drittel“ die Rede – zwar nur im Dezember. Aber hört da jeder so genau hin, wenn mit großen Lettern das ganze Jahr geschrieben steht? Weiter heißt es, die „Entwicklung der Todeszahlen“ sei parallel verlaufen „zu den Wellen der Corona-Pandemie“. In dem eingespielten Video wird dann ausgeführt: „Weniger Todesfälle zu Beginn des Jahres als üblich“ (anzusehen hier, Zeitmarke ab 6.55).

Gleich zu Beginn des Beitrags wird der Eindruck erweckt, Bestatter seien überlastet. Das erste, was die Zuschauer zu sehen bekommen, sind Bilder von Särgen und einem Bestatter. Der habe viel zu tun, heißt es. Davon, dass Bestatter 2020 teilweise Kurzarbeit anmelden mussten, wird nichts gesagt.  […]

Von einem Zuwachs der Todeszahlen 2020 von fünf Prozent wird berichtet. „Statistiker sagen, diese Erhöhung ist auf Corona zurückzuführen“, erklärt der Sprecher. Sodann beteuert eine Vertreterin des Statistischen Bundesamtes das Gleiche nochmal: Für den Anstieg gebe es keine andere Erklärung als die Krankheit. Doppelt erzählt hält besser im Kopf. Dabei ist die Aussage falsch. Um das nachzuweisen, braucht man sich nur die Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes anzusehen, mit welcher sie die Zahlen veröffentlichte. Dort heißt es: Der Anstieg um fünf Prozent „ist zum Teil auf kalendarische sowie demografische Aspekte zurückzuführen: 2020 war ein Schaltjahr, sodass sich durch den zusätzlichen Tag ein Anstieg um etwa 3.000 Fälle gegenüber dem Vorjahr ergibt. […]

Liest in der Redaktion der Tagesschau niemand die Pressemitteilungen, die Meldungen zu Grunde liegen? Oder passen solche Details einfach nicht ins Konzept? Betrachtet man die Zahlen noch genauer und über die Pressemitteilung hinaus, so sticht ins Auge, dass der Anstieg gegenüber 2019 gerundet wurde und nur 4,57 Prozent betrug und nicht glatte fünf. Und dass es gegenüber dem Jahr 2018, als deutlich mehr Menschen starben als 2019, nur ein Anstieg von 2,89 Prozent ist. So wirken die Zahlen ganz anders. Anders als etwa das „Drittel mehr Todesfälle“, von dem in der Anmoderation die Rede war – zwar auf den Dezember begrenzt, aber daneben im Bild stand ja „2020 gestiegen“. Kleine Tricks, bei denen formal alles korrekt ist. […]

Lesen Sie hier bitte den vollständigen Beitrag:
https://reitschuster.de/post/wie-die-tagesschau-mit-uebersterblichkeit-trickst/

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