Die andere Sicht

Panik statt vernünftiger Einordnung der täglichen Hysterie-Zahlen

***Die ARD leistet ihren Beitrag zur allgemeinen Angstpsychose, nicht zum qualifizierten Journalismus***

von Uli Gellermann, veröffentl. am 01.04.2020 von KenFM: 

Ein typisches Beispiel für die Horror-Berichterstattung ist die Meldung „Häusliche Pflege – Versorgungsnotstand wegen Corona?“ Als ob der Pflegenotstand nicht deutlich älter wäre als die Pandemie, warnt die Nachrichtensendung zwar zu Recht „Ab Ostern könnten bis zu 200.000 Menschen nicht mehr häuslich versorgt werden, denn viele Betreuungskräfte aus Osteuropa verlassen aus Angst vor Corona Deutschland.“ Berichtet wird nicht, dass laut Bundesagentur für Arbeit in der Kranken- und Altenpflege derzeit rund 36.000 Stellen unbesetzt sind. Auch auf diesem Sektor herrscht die Privatisierung: Die Hälfte der pflegerischen Versorgung wird von Privaten geleistet, die müssen Gewinn machen, wenn sie existieren wollen. Die öffentlichen Pflegekassen sind klamm. Ein Blick in die Niederlande, wo das Pflegesystem nicht so stark kommerzialisiert ist und es eine Pflegeversicherung gibt, in die alle Arbeitnehmer und Selbständige einzahlen, fehlt in der Tagesschau.

Doch statt sachlicher Information mischt die Tagesschau auch noch Russophobie unter die allgemeine Panik: „Wie zuverlässig sind Moskaus Zahlen?“, fragt die Redaktion und zweifelt an den russischen Angaben, weil „es bisher vergleichsweise wenige Corona-Fälle“ gibt. Statt zu fragen, was die Russen vielleicht anders oder gar besser machen, wird der Nachbar im Osten lieber verdächtigt zu schummeln. Gelobt wird die italienische Corona-Statistik, obwohl dort auch die gezählt werden, die MIT dem Virus gestorben sind, nicht nur jene, die DURCH Corona starben. Die präzisere russische Zählweise wird verächtlich gemacht.

Ein weiterer Höhepunkt der antirussischen Panikdemie ist die Überschrift „Von Russland mit Liebe – und Kalkül“. Da haben die Russen zwar Flugzeuge mit Ausrüstung und speziell ausgebildeten Militärärzten nach Italien geschickt, die das Coronavirus bekämpfen sollen, aber der ARD-Korrespondent kommentiert das so schäbig wie möglich: „Was also steckt hinter der Aktion? Reine Menschlichkeit? Unwahrscheinlich.“ Da setzt sich die Hitler-Tradition fort: Der Russe war für die Nazis ein Untermensch, der konnte natürlich nicht menschlich sein.

Lesen Sie hier weiter bzw. sehen Sie sich das Video mit Uli Gellermann an:
https://kenfm.de/die-macht-um-acht-49/

Der Journalist und Filmemacher Uli Gellermann beschäftigt sich seit Jahren mit der Dauermanipulation der Tagesschau. Gemeinsam mit den Co-Autoren, Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer, schrieb er das Buch „Die Macht um Acht: der Faktor Tagesschau“. Eine herausragende Lektüre über die tägliche Nachrichtensendung der ARD.

Bei KenFM nimmt er mit dem gleichnamigen Format die subtile Gehirnwäsche der Tagesschau alle zwei Wochen unter die Lupe.

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