Die andere Sicht

„Klimaneutralität“ auch in Lokalredaktionen


Klimaneutralität: ein völlig realitätsfernes Unterfangen

von Dr. rer. nat. Klaus Rißler

Unzählige reden davon, aber keiner weiß eigentlich, auf welch dünnem Eis er sich bewegt. Hinter diesem geheimnisvollen „Corpus Delicti“ verbirgt sich nichts anderes als das Schlagwort von der in geradezu inflationärem Ausmaß verwendeten angeblichen „Klimaneutralität“. Man könnte sie aber genauso gut in „CO2-Neutralität“ umetikettieren und so wird es im Folgenden auch gehandhabt.

So wurde beispielsweise in der Badischen Zeitung vom November des vergangenen Jahres berichtet, dass das neue Stadion des SC Freiburg unter der Prämisse der völligen „Klimaneutralität“ errichtet werde. Aus welchen Quellen die Autoren dieses Elaborats ihre allzu forsche Behauptung jedoch schöpften, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Sie haben zumindest eine ganze Reihe dafür eigentlich unbedingt notwendiger Fakten einfach unter den Tisch fallen lassen, denn sonst hätte ihnen sofort einleuchten müssen, dass es „Klimaneutralität“ niemals geben kann.

Um es gleich vorwegzunehmen, die Argumentation mit „Klimaneutralität = CO2-Neutralität“, liegt nicht nur fachlich völlig daneben. Es gibt sie, schlicht und ergreifend, einfach nicht, so sehr man sich dabei auch drehen und winden möge.

Zunächst sei den „Klimaneutralitäts-Fetischisten“, ganz besonders aber auch den „FFF-Kids“, noch einmal die dem Deutschen Wetterdienst entnommene und in der „Wikipedia“ publizierte Definition des Begriffs „Klima“ wärmstens ans Herz gelegt:

„Das Klima ist definiert als die Zusammenfassung der Wettererscheinungen, die den mittleren Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem mehr oder weniger großen Gebiet charakterisieren.

Es wird repräsentiert durch die statistischen Gesamteigenschaften (Mittelwerte, Extremwerte, Häufigkeiten, Andauerwerte u. a.) über einen genügend langen Zeitraum. Im allgemeinen wird ein Zeitraum von 30 Jahren zugrunde gelegt, die sog. Normalperiode, es sind aber durchaus auch kürzere Zeitabschnitte gebräuchlich.“

Trotz des eigentlich inkorrekten Begriffs der „Klima- bzw. CO2-Neutralität“ möchte ich mich der Einfachheit halber dennoch auf diesen beziehen. Im folgenden soll deshalb anhand einer schon allein des Umfangs wegen lediglich begrenzten Zahl an Beispielen anschaulich erläutert werden, weshalb es eine „Klimaneutralität“ genau so wenig geben kann wie ein „Perpetuum Mobile“, denn eine solche würde ja genau einem „Perpetuum Mobile“ entsprechen.

Im Fall echter „Klimaneutralität“ wird bei jedem Prozess exakt so viel CO2 erzeugt wie letztendlich durch die grüne Pflanzenwelt wiederum gebunden und gemäß folgender Gleichung in Form von Sauerstoff wieder in die Atmosphäre zurückgegeben wird:

6 CO2 + 6 H2O → C6H12O6 + 6 O2.

Dem ist jedoch bei eingehenderer Betrachtung in der Praxis bei weitem nicht so.

Beispiel 1:
Die angebliche Klima- oder CO2-Neutralität bei Verwendung
einer Heizung mit Hackschnitzeln oder Pellets.
Diese ist logischerweise nur dann gegeben, wenn sich das dafür benötigte Holz wie von Geisterhand geführt, selbst fällt und zersägt, sich danach ebenso sowohl in die Pelletierungsanlage begibt als auch dort zu Pellets verarbeitet wird und dann ebenfalls noch ohne weiteres Zutun durch die Lüfte in den heimischen Ofen fliegt. Hierbei ist der energieintensive und CO2 verbrauchende Herstellungsprozess der Heizungsanlage nicht einmal mit berücksichtigt. Frage. Kann anhand dieses Beispiels überhaupt noch guten Gewissens von einer wirklichen CO2-Neutralität gesprochen werden ?

Beispiel 2:
Die angebliche Klima- oder CO2-Neutralität bei Verwendung von Bio- oder Agrotreibstoffen anhand der „Bio-Diesel“-Produktion aus Rapsöl oder auch bei der Herstellung von „Bio-Ethanol“, erhältlich als E10 angepriesener „Zuschlag“ für konventionelles Benzin.
Der Aufwand zur Kultivierung der für die Bio-Dieselherstellung erforderlichen riesigen Rapspflanzungen ist enorm und mit ständigem Aufbringen von Pflanzenschutzmitteln verknüpft, die erstens auf Erdölbasis erzeugt wurden, zweitens dazu auch noch energiefressende PS-starke landwirtschaftliche Maschinen erfordern, vom enormen Energieaufwand durch die nachfolgende Raffination und Destillation unter Verwendung externer Energie durch Kohle- und Kernkraftwerke (?) ganz zu schweigen. Überdies wird auch noch der Boden mit Schadstoffen belastet.
Wie eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2006 ergab, erfordert sogenanntes Bio-Ethanol sogar das 1,6-fache an Energie als letztlich wieder zur Verfügung steht. Mit anderen Worten ausgedrückt, die immer kostbarer werdende Energie wird nur noch weiter verplempert anstatt eingespart. Die Pikanterie an dieser Geschichte ist jedoch, dass gerade dieser „Kraftstoff“ vor allem von den „Grünen“ gepusht wurde. Außerdem spielt aber auch noch der ethische Aspekt eine Rolle, weil dadurch Nahrungsmittel als Energieträger angezapft werden. Dasselbe gilt übrigens auch für Mais zum Betrieb von Biogasanlagen.

Beispiel 3:
Die angebliche Klima- oder CO2-Neutralität bei Solaranlagen 
Die Herstellung von Solarpaneelen erfordert Silizium in einer Reinheit von mindestens 99.9 %. Silizium wird aus Siliziumdioxid, dem Hauptbestandteil von Kieselsteinen gewonnen. Allerdings ist die Silizium-Sauerstoff Bindung im Molekül sehr stark und das reine Halbmetall lässt sich, wie ein Blick in ein Lehrbuch der Anorganischen Chemie anschaulich zeigt, deshalb auch nur unter Zuführung großer externer Energiemengen erzeugen. Selbst wenn man unter diesen Umständen noch euphemistisch von CO2-Neutralität sprechen will, dann wird sich diese wohl erst nach Jahren einstellen. Außerdem bestehen enorme Probleme bei der Entsorgung solcher Anlagen, auf die hier jedoch nicht eingegangen werden.

Beispiel 4:
Die angebliche Klima- oder CO2-Neutralität bei Windkraftanlagen
In Deutschland laufen derzeit ca. 30‘000 Windkraftanlagen. Ein Blick auf diese riesigen, optisch wenig attraktiven Ungetüme lässt sofort erahnen, wie viele Millionen Tonnen Stahl und Beton dazu außerordentlich energieintensiv verbaut wurden. Der dazu erforderliche, aus Kalziumkarbonat in Form gebrannten Kalks benötigte Zement, setzt bei dessen Herstellung auch Unmengen an CO2 gemäß folgender Gleichung frei:
CaCO3 + thermische Energie → CaO (gebrannter Kalk) + CO2.
Lässt sich da überhaupt noch mit dem Slogan einer CO2-Neutralität argumentieren ? Wohl kaum !. Außerdem benötigen Windkrafträder zum Betrieb auch noch das seltene Erden Metall Neodym, das insbesondere in China gewonnen wird. Allerdings liegt Neodym in den Lagerstätten leider aber auch noch „vergesellschaftet“ mit radioaktivem Uran vor, von dem es zuvor abgetrennt werden muss. Und genau dieses radioaktive „Abfallprodukt“ belastet deshalb nicht zuletzt auch Fauna und Flora in nicht unerheblichem Ausmaß und erweist sich damit als reinster Umweltfrevel zuungunsten der hierzulande von den „Grünen“ lautstark propagierten angeblich „sauberen“ Energie.

Beispiel 5:
Die angebliche Klima- oder CO2-Neutralität von Elektromobilen
Um es gleich vorwegzunehmen: Eine im Jahr 2017 vom schwedischen Umweltministerium in Auftrag gegebene Studie , ergab, dass man ein Kraftfahrzeug mit Verbrennungsmotor sieben bis acht Jahre benutzen kann ehe es dieselbe „schädliche“ Umweltbilanz wie ein KFZ mit Elektroantrieb aufweist. Bei der E-Mobilität schlägt vor allem die negative Energiebilanz zur Herstellung der E-Batterien zu Buche. Dazu werden nicht nur riesige Mengen an Energie benötigt, sondern auch Rohstoffe wie Lithium und Kobalt müssen zudem aus weit entfernten Weltgegenden beschafft werden und lassen sich dort nicht nur unter großem Aufwand, sondern allzu oft sogar auch durch Kinderarbeit gewinnen. Allein schon deshalb muss für die Produktion der für den E-Antrieb nötigen Aggregate tief in die Energiekiste gegriffen werden. Der auch hierzulande in geradezu missionarischem Eifer forcierten E-Mobilität wäre deshalb zumindest gegenwärtig wohl kaum das Mäntelchen der CO2-Neutralität umzuhängen. Aus dem oben genannten Grund stellt sich aber auch noch die Frage der Ethik bei Kinderarbeit.

Am Ende dieser Auflistung sei anhand eines gegenwärtig zwar fiktiven, in naher Zukunft vielleicht sogar schon realistisch werdenden Szenarios hingewiesen, in welche Richtung sich ein ins schon Psychotische abdriftender „Klima- oder CO2-Neutralitätswahnsinn“ entwickeln kann. Würde man diesen ernst nehmen, dann müssten auch alle sportlichen Aktivitäten an den Pranger gestellt werden, zumal der Mensch bei starker sportlicher Belastung erheblich mehr CO2 emittiert als im „Normalzustand“ und damit das „Klima“ über Gebühr beansprucht. Doch damit noch lange nicht genug. Der ausgelaugte Organismus lechzt verständlicherweise auch nach vollständiger Kompensation der verbrauchten Energiereserven und gibt sich zum Zecke von deren Regeneration deshalb gerne kulinarischen Genüssen hin. Und diesbezüglich zapft er „Energiequellen“ an, auf die er sonst eigentlich nicht im selben Ausmaß zurückgreifen würde, zumal auch das von ihm vertilgte saftige Steak einen überaus deutlichen „ökologischen“ Fußabdruck hinterlässt. Deshalb müsste in letzter Konsequenz jede sportliche Betätigung umgehend verboten werden. Das Ganze ist natürlich nicht ganz ernst gemeint und soll lediglich aufzeigen, welch seltsame Blüten sich aus dem „Klima- oder CO2-Neutralitätswahnsinn“ ergeben können, wenn man sich letztendlich nur allzu konsequent auf dessen Fährte begibt bzw. in dessen Falle tappt.

Inwiefern sich die Träumereien von der „Klima- bzw.CO2-Neutralität“ in Anbetracht einer auch weiterhin überbordenden Bevölkerungsentwicklung überhaupt noch im entferntesten realisieren lassen, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Ob der daraus zwangsläufig folgende unersättliche Hunger nach weiteren Energiequellen bei mit Sicherheit nicht im gleichen Maße verfügbaren Ressourcen noch aufrecht erhalten werden kann, erscheint zumindest fraglich. Immer wieder wird sogenannten „nachwachsenden“ Rohstoffen das Wort geredet. Diese gibt es zweifelllos, aber sie stehen auch nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wir sollten uns deshalb in erster Linie an deren Verfügbarkeit für eine stetig wachsende Weltbevölkerung orientieren und als logische Folge den Energieverbrauch den uns durch die Natur angebotenen „Gaben“ anpassen und nicht umgekehrt. Ansonsten droht sich das Gleichgewicht zwischen der Zahl der Verbraucher und der ihr verfügbaren Nahrungs- und Energiequellen in eine bedrohliche, ja sogar existenzgefährdende Schieflage hin zu verschieben. Die Natur kam seit jeher ohne den Menschen aus und wird auch weiterhin ohne ihn auskommen, die Menschheit allerdings nicht ohne die Natur.

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